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Mitteilung zu Zustandsgleichungen für reale Gase und Flüssigkeiten- abgeleitet aus der Theorie kritischer Phänomene

Freitag, November 16th, 2012

Für reale Gase wurde mit Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene die Funktion

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formuliert. Dabei ist p der Druck/MPa, ps der Dampfdruck/MPa, T die absolute Temperatur/K, v das Volumen/cm³/mol, v“ das Sättigungsdampfvolumen cm³/mol und R die allgemeine Gaskonstante 8.314 J/mol K. Die Funktion (1) ergibt sich allein nur mit Kenntnissen über kritische Phänomene ohne Voraussetzung und Anwendung von physikalischen Theorien, die die Anwendung  der van der Waals-Thermodynamik und ihren empirischen Weiterentwicklungen, der physikalisch begründeten Virialgleichung und ihren Weiterentwicklungen oder gar der sogen.  molekularen Thermodynamik und damit auch deren Vorstellungen über den Molekülaufbau des jeweiligen Stoffes  und der molekularen  Wechselwirkungen voraussetzen.  Die Grundlage dieser Funktion ist nicht die bisherige Thermodynamik, sondern allein nur ein thermodynamisches Modell begründet mit kritischen Phänomenen.

Für Gase besteht neben der physikalisch begründeten van der Waals- Gleichung die ebenfalls physikalisch begründete Virial-Gleichung .  Grundlage der Virialgleichung ist die Taylor- Entwicklung des Realgasfaktors  Z=pv/RT  in eine Reihe für die Dichte 1/v→0.  Als Reihenentwicklung wird

Z=1+B/v+C/v²+……                                                                                                           (2)

erhalten. Die Koeffizienten B,C,….werden als 2., 3. usw. Virialkoeffizient bezeichnet. Sie sind nur temperaturabhängig.

Die Berechnung von Zustandsdaten realer Gase gelingt mit der Virialgleichung als Näherung, wenn zumindest der 2. und evtl. 3. Virialkoeffizient bekannt ist.  Man sagt, die Funktion Z= 1+B/v ist als Näherung ausreichend bis zu Gasdichten von  ca. 0.5 ρk, die Funktion Z= 1+B/v+C/v² bis zu Dichten von ca.  o.75 ρk (ρk- kritische Dichte).

Die der o.gen. Funktion (1)  entsprechenden Virialkoeffizienten können berechnet werden. Die Kenntnis des 2. Virialkoeffizienten z. B.  ist aus folgenden Gründen sinnvoll: Der 2. Virialkoeffizient eines Stoffes nämlich steht mit dem Wechselwirkungspotential der zwischenmolekularen Kräfte zweier Moleküle eines Stoffes in Verbindung. Wenn man den 2. Virialkoeffizienten kennt, muß es der Theoretischen Physik möglich sein, Aussagen zu der wichtigen Potentialfunktion  der zwischenmolekularen Kräfte eines Stoffes abzuleiten. Die Statistische Thermodynamik  formuliert für den 2. Virialkoeffizienten

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Dabei ist NA die Avogadrosche Konstante, Epot ist das Potential der zwischenmolekularen Kräfte, k ist die Boltzmann- Konstante und r ist der radiale Abstand zweier Moleküle des jeweiligen Stoffes. Wenn also der Virialkoeffizient B(T) bekannt ist, können Aussagen zu dem molekulartheoretischen sehr grundlegenden Potentialverlauf  Epot(r) getroffen werden. Und wenn das möglich ist, ist letzlich auch eine Aussage zum Potentialverlauf  zwischenmolekularer Kräfte verschiedener Stoffe möglich, so daß damit dann Gemischeigenschaften erfaßt werden können.  Die hierzu erforderlichen weiteren Untersuchungen können hier allerdings nicht dargelegt werden.

Der zur näheren Bestimmung des Potentials zwischenmolekularer Kräfte  erforderliche 2. Virialkoeffizient, der sich entsprechend (1) und  (2)  ergibt, lautet

image278.                                                                                                                           (4)

Am Beispiel Wasser soll gezeigt werden, daß der nach (4) berechnete 2. Virialkoeffizient durchaus dem nach Meßwerten  entspricht.

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Mit Hilfe der o.gen. Taylor- Entwicklung ist ersichtlich, daß für über alle Grenzen wachsendes Volumen

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gilt (s. z.B. J. Gmehling, B. Kolbe: Thermodynamik, VCH, 1992). Damit besteht auf einer Isothermen  die Beziehung

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(6).

Das ist aus folgendem Grund interessant: Der Grenzwert auf der linken Gleichungsseite wird experimentell bestimmt, indem bei T=konstant bei vorgegebenem Druck für p gegen O das jeweils zugehörige Volumen gemessen wird. Dies sind dann alles Stoffdaten ohne Bezug zu den Sättigungsdaten v“ und ps. Und trotzdem besteht laut der obigen Gleichung ein Zusammenhang mit dem Sättigungsvolumen v“ und dem Dampfdruck ps! Eine Information  zu v“ und ps ist also in dem o.gen.  bei verschwindenden Druck experimentell bestimmbaren Grenzwert bereits enthalten.

So wie es möglich war,  für reale Gase die Zustandsfunktion (1) entsprechend Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene abzuleiten, zeigt es sich, daß auch für Flüssigkeiten eine druckexplizite allgemeine  Zustandsfunktion ebenfalls nur auf der Grundlage kritischer Phänomene in der Form p = p(v,T)  als Näherung bestimmt werden kann.  Kenntnisse zum Molekülaufbau und zu Wechselwirkungen innerhalb der Moleküle und zwischen den Molekülen des Materials sind dabei erstaunlicherweise gar nicht erforderlich.  Allerdings sind die kritischen Daten pk, vk, Tk und das Flüssigkeitssättigungsvolumen v‘ als bekannte Parameter vorauszusetzen. Die Ableitung der gen. Zustandsfunktionen für reale Gase und für Flüssigkeiten durch Auswertung von Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene soll mit einer entsprechenden Veröffentlichung 2013 gezeigt werden.

Gedanken zur Universalitätshypothese kritischer Phänomene

Sonntag, Dezember 18th, 2011

Die in diesem Blog gen. und in einzelnen Artikeln beschriebenen neuen Möglichkeiten der Berechnung thermophysikalischer Daten von Flüssigkeiten und Gasen wurden durch eine Erweiterung der für nahkritische Zustände geltenden Gesetze kritischer Phänomene auf vom kritischen Punkt weit entfernte Zustände gewonnen.

Kritische Phänomene sind in einem engen Bereich der Temperatur oder des Drucks nahe der kritischen Daten untersucht und mit ihren kritischen Exponenten erklärt (s. Artikel vom 1.5.2009 „Eine Zustandsgleichung für reale Gase- abgeleitet aus der Theorie kritischer Phänomene“ und die Veröffentlichung „Stoffwerte von Flüssigkeiten und realen Gasen- berechnet mit Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene“ – ISBN 978-3-00-027253-0) . In der physikalischen Literatur ist die Wirkung kritischer Phänomene  auf Zustandsdaten von Stoffen begrenzt auf sehr nahkritische Verhältnisse- bis einige wenige Kelvin der Temperatur T  unter bzw. über der kritischen Temperatur Tk oder nur nahe am kritischen Druck pk. So z. B. heißt es: „Man spricht von kritischen Phänomenen. Ihre Universalität erklärt das heftige Interesse an diesen Phänomenen, obwohl sie sich nur im Bereich der kritischen Fluktuationen, also in einem nur sehr schmalen Temperaturbereich abspielen.“ (Nolting: Grundkurs Theoretische Physik 6, Statistische Physik, Springer 2004.)

Mit den vorliegenden Ergebnissen zumindest für die  kritischen Phänomene

– Dichtesprung ρ‘-ρ“ zwischen flüssiger und dampfförmiger Phase im Sättigungszustand

– Differenz vom Druck p zum kritischen Druck pk bzw. von der Dichte  ρ zur kritischen Dichte ρk auf der            kritischen Isotherme Tk

scheint das aber nicht so zu sein!

Denn es zeigt sich, daß die Proportionalitäten zwischen der Dichtedifferenz  ρ‘-ρ“ und (Tk-T)^β (für T<Tk) bzw. p-pk und sign(ρ-ρk)(⁄ρk-ρ⁄)^δ keineswegs nur in der unmittelbaren Nähe des kritischen Punktes gelten. Der Beleg dafür ist die Anwendbarkeit der Gleichungen

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und

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die ja erst durch die Erweiterung der gen. beiden kritischen Phänomene auf weit von der kritischen Temperatur entfernte Temperaturen gewonnen werden konnten (ps- Dampfdruck, Kv- sogen. Dichtesprungfaktor), (s. o. gen.  Artikel vom 1.5.2009 ).  Die gen. beiden Gleichungen gelten trotz ihrer Ableitung aus Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene keineswegs nur in der unmittelbaren Nähe des kritischen Punktes eines Stoffes. Sie können- wie in den verschiedenen Artikeln dieses Blogs aufgezeigt- durchaus zur näherungsweisen Berechnung von Stoffdaten benutzt werden. Die physikalische Theorie hierzu und die Ableitung dieser und weiterer Gleichungen ist in der o.gen. Veröffentlichung ausführlich dargelegt.

Entsprechend der Universalitätshypothese von Griffiths (R.B. Griffiths, Phys. Rev. Lett. 24, 1479 (1970)) haben die kritischen Exponenten für völlig verschiedene Stoffe fast die gleichen Werte (s. z. B. Nolting: „Grundkurs Theoretische Physik 6, Statistische Physik“, Springer Verlag 2004). Diese sehr erstaunliche Eigenschaft der verschiedensten Stoffe trifft zu- aber eben doch nur fast!

Theoretische Physiker erklären die Universalitätshypothese als unterdessen bewiesen entsprechend der Renormierungsgruppentheorie von K. Wilson.

Damit ist letztlich gesagt, daß die Universalitätshypothese selbst für Stoffe komplizierter chemischer Strucktur zutreffen muß- also  nicht nur für Stoffe einfacher Moleküle (wie N2,O2, Ar, He, H2 usw.), für die die meisten Messungen vorliegen, sondern auch für Stoffe größerer Molekülmasse mit z.B. C- Doppelbindungen, aromatischen Ringen, Heterocyclen und der ungeheuren Vielzahl weiterer anorganischen und organischen Verbindungen.

Die Frage,ob das angesichts der überwältigenden Vielfalt von Stoffen immer so entsprechend der Universalitätshypothese tatsächlich ist ( sie selbst formuliert die Einschränkung „fast“ ),  muß wohl erlaubt sein. Denn es ist zu bedenken, daß notwendige Untersuchungen und Messungen mit geringer Fehlertoleranz  in der Nähe des kritischen Punktes schwierig sind. Nur für relativ wenige Stoffe liegen z.B. p,v- Messungen auf der kritischen Isotherme vor.

Wenn die Universalitätshypothese von einer nur „fast“ zutreffenden Universalität der kritischen  Exponenten spricht, ist offensichtlich eine Variabilität dieser Exponenten im Rahmen der Vielfalt unterschiedlicher Stoffe zugelassen.  Es ist zu fragen, ob für diese Variabilität die Ungenauigkeit der schwierigen Messung verantwortlich ist oder ob der jeweilige kritische Exponent doch etwas vom Stoff abhängig ist. Auch Nachfragen dazu bei namhaften theoretischen Physikern konnten diese Frage nicht völlig klären. Teilweise wurde auf immer feste Werte der kritischen Exponenten verwiesen, teilweise wurde die Variabilität bei komplizierteren Molekülen und bei veränderten sogen. Universalitätsklassen benannt.

Keineswegs ist es so, daß die Variabilität kritischer Exponenten nur klein ist. Sehr deutlich zeigt sich das an dem kritischen Phänomen,welches den nahkritischen Zusammenhang von Druck und Dichte auf der kritischen Isotherme beschreibt. Für den dazu in der physikalischen Literatur benannten kritischen Exponenten δ wird immerhin ein beträchtlicher Wertebereich von 4 bis 4.8 genannt.  Eine weit geringere Streuung der festgestellten Werte des kritischen Exponenten besteht für das kritische Phänomen, das den nahkritischen Dichteverlauf  in Abhängigkeit von der Temperatur mit dem in der physikalischen Literatur bezeichneten Exponenten β beschreibt. Die Werte für β streuen  nur von 0.33 bis 0.37.  Obwohl der versuchstechnische  Nachweis und die Gültigkeit des mit dem kritischen Exponenten β verbundenen kritischen Phänomens der Proportionalität der Dichtedifferenz ρ‘-ρ“ mit der Temperaturdifferenz entsprechend (Tk-T)^β nur für Temperaturen in unmittelbarer Nähe der jeweiligen kritischen Temperatur erklärt ist, ergab sich der Nachweis dafür, daß die gen. Proportionalität auch für Zustände weit entfernt von der kritischen Temperatur gilt. Der Ausdruck dafür ist die bereits o. gen. Gleichung

image2561,

die die Grundlage wesentlicher Stoffdatenberechnungen der Artikel dieses Blogs und der Veröffentlichung „Stoffwerte von Flüssigkeiten und realen Gasen – berechnet mit Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene“ (ISBN 978-3-00-027253-0) ist. Wirklich interessant ist, daß diese Gleichung , obwohl sie eigentlich nur für jeweils sehr nahkritische Temperaturen gelten dürfte, tatsächlich für die verschiedensten Stoffe auch komplizierten Molekülaufbaues sehr weit entfernt von der kritischen Temperatur anwendbar ist. Die Frage, warum das so ist , ist letzlich  von der heutigen Theoretischen Physik unbeantwortet.

Die  Theorie kritischer Phänomene erklärt die Eigenschaften bestimmter physikalischer Größen als eine Reihenentwicklung der reduzierten Temperatur (Tk-T)/Tk.  Auch für die Dichtedifferenz ρ‘-ρ“ besteht solch eine Reihenentwicklung. Damit ist es dann möglich, eine sehr genaue Gleichung zur Bestimmung der Siededichte eines Stoffes als Temperaturfunktion abzuleiten, wenn nur einige wenige Meßwerte dazu vorliegen (s. den Artikel vom 5.7.2010 in diesem Blog “ Kritische Exponenten als mögliche Grundlage sehr genauer Stoffwertberechnungen“). Beispielrechnungen bei hoher Übereinstimmung mit Meßwerten wurden mit dem kritischen Exponenten β = 1/3 durchgeführt.

Die o.gen. Zustandsfunktion

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wurde mit einer Erweiterung des für den Druck und der Dichte auf der kritischen Isotherme geltenden kritischen Phänomens  des Exponenten δ = 4.4±0.4 abgeleitet. Voraussetzung dabei ist die Hypothese, daß das für die kritische Isotherme erklärte kritische Phänomen

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(const- Konstante) auf Drücke weit entfernt vom kritischen Druck und auch auf Temperaturen entfernt von der kritischen Temperatur übertragen werden kann. Die mathematische Strucktur der sich mit dieser Hypothese ergebenden Gleichungen führt dann allerdings nicht zu dem Exponenten δ, sondern zu einem Exponenten RTk/pkvk  für die kritische Isotherme bzw. zu RT/psv“ für eine von Tk verschiedene Temperatur.

Interessant ist, daß dieser sich aus der Rechnung ergebende Exponent der  reziproke Wert des in der Technischen Thermodynamik verwendeten Realgasfaktors eines Gases im Sättigungszustand ist: ps v“/RT.  Auf der kritischen Isotherme liegen Werte des reziproken Realgasfaktors für alle möglichen Stoffe oft bei 3.5 bis 4.5- also durchaus in der Größenordnung des kritischen Exponenten δ= 4.4±0.4.  Wenn bedacht wird, daß der kritische Exponent um 4.4 nur auf der kritischen Isotherme in der unmittelbaren Nähe des kritischen Drucks gilt, ist der Unterschied zum reziproken Wert des Realgasfaktors evtl. durch die Erweiterung des kritischen Phänomens auf Drücke keineswegs nur in der Nähe des kritischen Drucks  erklärbar.  Die näherungsweise Gültigkeit der abgeleiteten o. gen.  Zustandsfunktion ist durch eine Vielzahl von Nachrechnungen bei Vergleichen mit Meßwerten nachgewiesen. Sie hat den Vorteil, unabhängig von empirischen Voraussetzungen zu sein- z. B. von dem  in der Technischen Thermodynamik für sogen. halbempirische Zustandsgleichungen notwendigen völlig empirischen azentrischen Faktor.

Die bisherigen Untersuchungen zur Erweiterbarkeit von Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene auf Daten weiter entfernt von Daten des kritischen Punktes sind bisher nur auf die o.gen. kritischen Phänomene bezogen.  Ergebnisse zur Kompressibilität und vor allem zur der  Wärmekapazität eines Stoffes als Funktion der Temperatur liegen noch nicht vor; sie sind  in Arbeit, um festzustellen, ob auch dafür Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene im beschriebenen Sinne modifiziert werden können.

Die Berechnung von Sättigungsdaten und der Realgasfaktoren von Flüssigkeiten und Gasen

Sonntag, Juni 7th, 2009

 

 Die Volumina v’, v’’ bzw. die Dichten r ’, r ’’ von Stoffen entsprechend ihres Dampfdruckes ps bei der Temperatur T sind sogen. Sättigungsdaten dieser Stoffe.

Die Kenntnis dieser Daten ist ausschlaggebend wichtig zur Beurteilung und Auslegung physikalisch- chemischer Abläufe und speziell in der Verfahrenstechnik.
Zur Berechnung des Dampfvolumens v’’ (cm3 /mol ) bei der Temperatur T (K) und gegebenem Dampfdruck ps (Mpa) steht als Näherung
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zur Verfügung. Die Konstanten a, b sind die Parameter der klassischen van der Waals- Zustandsgleichung mit Tk als kritische Temperatur (K) und pk (Mpa) als kritischen Druck:
a = 27R2 Tk 2 /64pk , b = R Tk /8 pk . Genauere v“- Volumina sind mit einer weiteren Näherung zu berechnen (s. „Stoffwerte von Flüssigkeiten und realen Gasen- berechnet mit Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene“, ISBN 978-3-00-027253-0).
Die dem Sättigungsvolumen entsprechende Dichte r ’’ (g/ cm3 ) ist mit

 ρ“ = M/v“

zu berechnen.

Das Volumen der Flüssigkeit ist mit

image119 

gegeben.

Die sogen. Dichtesprungkonstante Kv (mol/cm3 K1/3 ) kann berechnet werden (s. „Stoffwerte von Flüssigkeiten und realen Gasen- berechnet mit Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene“- ISBN 978-3-00-027253-0). Der sogen. kritische Exponent b gilt mit dem Wert 1/3.

Die dem Flüssigkeitsvolumen v’ entsprechende Dichte ist mit

 ρ‘ = M/v‘

zu berechnen.

                                                                                                                                                                                                                                            

Das Volumen  realer  Gase ist mit

 image121

für die gegebene Temperatur T und dem vorgegebenen Druck p zu bestimmen.

Der den Zustand eines Stoffes charakterisierende Realgasfaktor Z = pv / RT kann also immer für Gase angegeben werden.

Da mit der oben gen. Gleichung für v’ auch die Flüssigkeitsvolumina in Abhängigkeit von der Temperatur und dem Druck in einer zu Gasen analogen Weise berechnet werden können, sind auch die für Flüssigkeiten definierten Realgasfaktoren selbst bis zu hohen Flüssigkeitsdrücken berechenbar.

 

Nachfolgend werden für bestimmte Stoffe auf diese Art und Weise berechnete Daten für die Volumina v’, v’’ und für Realgasfaktoren Z in Abhängigkeit von Druck und Temperatur zusammengestellt. Die Ergebnisse sind Näherungen. Die gen. Referenzwerte entsprechen Angaben aus der Literatur ( wie – VDI- Wärmeatlas, VDI- Verlag; – Landolt- Börnstein, Zahlenwerte und Funktionen, Springer- Verlag; – Blanke, W., Thermophysikalische Stoffgrößen, Springer- Verlag 1989, u.a.). Ein Vergleich mit Daten aus kommerziell geführten Datenbanken kann allerdings nicht erfolgen.

OZON O3

krit. Temperatur: 261.1 K,    krit. Druck: 5.53 MPa, normaler Siedepunkt: 161.9 K, Flüssigkeitsvolumen am normalen Siedepunkt: 35.5015 cm³/mol

 

Volumen- Sättigungsdaten von Ozon O3

Temperatur T      Flüssigkeit v‘                        Dampf v“ 

     K                        cm³/mol                                cm³/mol 

  –       berechnet      Referenzw.      berechnet     Referenzw.   

140      33.29                   33.40            72230             –

162      35.50                   35.52             12890            –

200    40.84                     –                    1714            –

230     47.57                    –                      516           –

Realgasfaktoren Z  für Ozon

Druck / MPa       Temperatur/K

                          77.15               90.25               140

0.1                   0.005                0.004                0.003

1.0                   0.045                0.04                   0.029

10                     0.45                  0.40                 0.29

20                     0.9                    0.79                0.57

100                   4.5                                            2.8

 

 Druck/MPa          Temperatur/K

                                  175            200            230

0.1                              0.98           0.99           0.99

1                                0.025         0.025         0.92

10                              0.252          0.24            0.24

20                              0.5              0.48          0.46

                          

Stoffwerte von Flüssigkeiten und realen Gasen- berechnet mit Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene

Donnerstag, Mai 7th, 2009
Eine wichtige Grundlage zur Beschreibung des Verhaltens realer Gase ist bekanntlich die van der Waals- Gleichung. Sie ist auch der Ausgangspunkt für viele Weiterentwicklungen dieser Gleichung- aber dann immer auf weitgehend empirischer Basis.
Die klassische van der Waals- Gleichung beschreibt die Zustände realer Gase und sogar auch von Flüssigkeiten qualitativ richtig, quantitativ aber zur Auslegung technischer Abläufe keineswegs ausreichend. Die Ungenauigkeiten im Zweiphasengebiet und für Daten in der Nähe des kritischen Punktes können groß sein. Vor allem Flüssigkeitszustände werden sehr ungenau oder gar nicht erfaßt. Diese Feststellungen betreffen keineswegs nur die van der Waals-Gleichung, sondern auch die in der Technischen Thermodynamik entstandenen sogenannten halbempirischen Zustandsgleichungenvon Soave, Redlich, Kwong und Peng, Robinson  u.a., die heute weltweit zur Berechnung von Zustandsdaten angewendet werden.
 
 
 
 
 

 

So ist es ja bis heute nicht gelungen, die physikalische Theorie so zu entwickeln, dass die Volumina bzw. Dichten von Stoffen temperaturabhängig entlang der Dampfdruckkurve mit genügender Genauigkeit von der Schmelztemperatur bis zur kritischen Temperatur berechnet werden können. Oftmals besteht auch die Situation, dass mit den gegebenen Gleichungen zwar das Dampf- und Gasverhalten gut erfasst werden kann, nicht aber die Flüssigkeitswerte.
 
Der Übergang eines Stoffes von seiner flüssigen Form in den Dampfzustand bzw. vom Dampf in die Flüssigkeit- also der Verdampfungsvorgang bzw. die Kondensation – wird im allgemeinen von der physikalischen Theorie her und in der technischen Thermodynamik als beherrschbar und als relativ abgeschlossen angesehen. Das ist so in den meisten Anwendungsfällen. In der Nähe des kritischen Punktes eines Stoffes allerdings treten mit herkömmlichen theoretischen Ansätzen Schwierigkeiten bei der theoretischen Durchdringung des Verhaltens von Stoffen im Phasenübergang auf. Es ergaben sich neue und unerwartete Erkenntnisse, die mit dem Begriff der sogen. “kritischen Phänomene “ zusammengefasst werden.

 
 
 
 
 
 

 

Phasenübergänge waren ganz allgemein in den letzten Jahrzehnten ein interessanter Gegenstand intensiver physikalischer Forschung. Das Verhalten von Zustandsvariablen beim Phasenübergang nahe am kritischen Punkt eines Stoffes wurde speziell untersucht. Dabei wurden allgemeingültige Ergebnisse über den Verlauf von Zustandsgrößen in Abhängigkeit von der Temperatur erhalten. Die weitgehende Allgemeingültigkeit bestimmter Stoffeigenschaften in der Nähe der kritischen Temperatur wird physikalisch mit den Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene beschrieben.
 
 
 
 
 
 

 

Die für Stoffeigenschaften maßgeblichen Wechselwirkungen zwischen den Molekülen und Atomen eines Stoffes haben normalerweise eine Reichweite von nur einigen Molekül- bzw. Atomdurchmessern. Im kritischen Zustand allerdings entsteht ein verblüffend universelles Verhalten physikalischer Größen wegen des Eintretens sogenannter kritischer Fluktuationen, die sich wie eine beträchtliche Vergrößerung der Reichweite von Teilchenwechselwirkungen auswirken. Dies hat zur Folge, dass Eigenschaften völlig unterschiedlicher Stoffe in der Umgebung der jeweiligen kritischen Temperatur sich nach analogen Gesetzmäßigkeiten verhalten.
Kritische Phänomene sind erklärt für
– den Dichtesprung zwischen flüssiger und dampfförmiger Phase
– die Differenzen vom Druck zum kritischen Druck bzw. von der Dichte zur kritischen Dichte auf der kritischen Isotherme
– Kompressibilitäten
– Wärmekapazitäten
– magnetische Zustände (Suszeptilitäten) bei verschwindendem Feld.

 

Die hier durchgeführten Untersuchungen beziehen sich auf den Dichtesprung und die kritische Isotherme. Im Ergebnis ist es damit möglich, durch Erweiterung des Geltungsbereichs kritischer Phänomene auf Temperaturen weit unterhalb der kritischen Temperatur wesentliche Schlußfolgerungen zum Zustandsverhalten realer Gase und Flüssigkeiten abzuleiten. Die Erweiterung des Geltungsbereichs kritischer Phänomene erfolgt als Hypothese, die durch die vorliegenden Ergebnisse durch Untersuchungen an konkreten Stoffdaten als berechtigt dargestellt ist.

 
 
 
 
 
 

 

Für reale Gase ergibt sich auf dieser Grundlage ein funktionaler Zusammenhang zwischen dem Druck p und dem molaren Volumen v auf einer Isotherme der Temperatur T entsprechend der Gleichungimage854  ,  (1)

wobei ps der Dampfdruck, v’’ das molare Sättigungsdampfvolumen und R die allgemeine Gaskonstante ist.
Diese Gleichung beschreibt selbst Zustände in der Nähe der kritischen Temperatur als Näherung.
 
 
 
 
 

 

 

Es zeigt sich weiter, dass es mit den hier auf der Grundlage der Theorie kritischer Phänomene gewonnenen Ergebnissen möglich ist, eine allgemeine Beziehung abzuleiten, die die Berechnung des molaren Volumens v’’ trocken gesättigten Dampfes bei bekanntem Dampfdruck ps als Näherung ermöglicht:
 
 
 
 
 
 

 

image863.     (2)

Dabei sind a und b die Parameter der klassischen van der Waals- Gleichung realer Gase mit                                      a = 27R2 Tk 2 /64 pk und b = R Tk /8 pk,  wobei pk der kritische Druck und Tk die kritische Temperatur ist. Genauere v“-Werte sind mit einem weiteren Näherungsschritt zu berechnen (s. „Stoffwerte von Flüssigkeiten und realen Gasen- berechnet mit Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene“, ISBN 978-3-00-027253-0).
 
 
 
 
 
 

 

In Auswertung der zu kritischen Phänomenen durchgeführten Untersuchungen ergab sich weiterhin die folgende Gleichung:
 
 
 
 
 
 

 

image873.  (3)

Dabei ist b ein sogen. kritischer Exponent, der universell mit b = 1/3 gültig ist. Kv ist die sogen. Dichtesprungkonstante, die leicht mit einem bei niedriger Temperatur bekanntem v’- Wert bestimmt werden kann (wenn also 1/v’’ verschwindend klein ist).
Die obige Gleichung (3), die dem Dichtesprung zwischen Flüssigkeit und Dampf entspricht, ermöglicht die Berechnung des Sättigungsvolumens v’ der Flüssigkeit bei gegebener Temperatur, wenn v’’ bereits mit (2) berechnet werden konnte.
 
 
 
 
 

 

 

Eine in den Zustandsvariablen p, v, T bestehende thermische Zustandsgleichung werde mit ZG(p,v,T) = 0 bezeichnet. Die Zustandsgleichung ZG kann die van der Waals- Gleichung , die Virialgleichung oder auch eine andere die Variablen p, v, T enthaltende sinnvolle Gleichung sein.
 
 
 
 
 
 

 

Wenn nun für eine bestimmte Temperatur der Dampfdruck ps gegeben ist, muß
ZG(ps ,v’,T) = 0 und ZG(ps , v’’, T) = 0 gelten. Außerdem muß das Maxwell- Kriterium
 
 
 
 
 

 

 

image882   (4)

erfüllt sein. Zur Anwendung von (4) muss die Zustandsgleichung ZG in einer druckexplizieten Form                   p = p(v,T) vorliegen, um die erforderliche Integration über p(v,T) bei festem T ausführen zu können.
 
Damit bestehen die folgenden zwei Gleichungen :

 
 
 
 
 
 

 

image891,

image903   .  (5)

Da das Gleichungssystem (5) zwei Gleichungen enthält, können zwei Unbekannte bestimmt werden. Bei vorgegebener Temperatur, bekanntem Dampfdruck und den mit den Gleichungen (2) und (3) ebenfalls bekannten Volumina v‘, v‘‘ können das die in der Zustandsgleichung ZG(p,v,T) = 0 enthaltenen unbekannten Parameter der Zustandsgleichung sein. Am Beispiel der van der Waals- Gleichung kann das sehr einfach verdeutlicht werden.
 
 
 
 
 
 

 

Werden die Parameter a, b der klassischen van der Waals- Gleichung nicht als Konstanten, sondern als mit der Temperatur variabel betrachtet, können nun die Parameter a, b temperaturabhängig mit (5) bestimmt werden.
 
 
 
 
 
 

 

Es zeigt sich, dass man auf diese Art und Weise tatsächlich sinnvolle Ergebnisse erhält. Sowohl für Zustandsgleichungen des van der Waals- Typs als auch für andere Gleichungen können so die entsprechenden Parameter dieser Gleichungen temperaturabhängig mit (5) berechnet werden, so dass man damit dann mit der jeweiligen Zustandsgleichung die Volumina von Flüssigkeiten bei gegebenem Druck und vorgegebener Temperatur berechnen kann. Die Fehler sind für Flüssigkeiten selbst für hohe Drücke gering in der Größenordnung von nur einigen Prozent.
 
 
 
 
 
 

 

Die Volumina realer Gase können ohne Benutzung einer der bisher üblichen Zustandsgleichungen mit (1) berechnet werden. Allerdings nimmt die Genauigkeit bei zunehmender Annäherung an die kritischen Daten ab.

Auch die mit (2) berechenbaren Tauvolumina v“ werden mit zunehmender Nähe zu kritischen Daten ungenauer.  Es besteht aber die Möglichkeit, bedeutend genauere Tauvolumina- Werte zu berechnen, wenn die mit (2)  sich ergebenden v“- Werte als eine erste Näherung des o.gen. Gleichungssystems und als eine Grundlage für weitere Iterationen angesehen werden.

Zusammenfassend ist zu sagen, daß die Berechnung von erfreulich genauen v‘- und v“- Werten auf der Grundlage der angedeuteten erweiterten Theorie kritischer Phänomene so möglich wird, daß zur Berechnung dieser Daten nur der kritische Druck, die kritische Temperatur und ein Zustandspunkt bei niedrigem Dampfdruck ( mit der entsprechenden Temperatur und den zu dieser Temperatur gehörenden Volumina v‘ und v“)  bekannt sein muß – es kann sich dabei um den normalen Siedepunkt handeln.

Auch die Realgasfaktoren Z=pv/RT  von Stoffen für den Flüssigkeits- und Gaszustand lassen sich so recht einfach als Näherungen bestimmen.

Selbst die näherungsweise Bestimmung kritischer Daten eines Stoffes erweist sich auf der Grundlage der Erweiterung der Gültigkeit kritischer Phänomene als möglich.

Die Darstellung der Theorie, die Ableitung der Gleichungen verbunden mit Berechnungsbeispielen ist in  „Stoffwerte von Flüssigkeiten und realen Gasen -berechnet mit Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene“   (2009, ISBN 978-3-00-027253-0, nicht im Buchhandel erhältlich) enthalten.

Eine Zustandsgleichung für reale Gase- abgeleitet aus der Theorie kritischer Phänomene

Freitag, Mai 1st, 2009

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Dieser private Blog dokumentiert ausschließlich Theorie – Ergebnisse der Thermodynamik als Teil der Theoretischen Physik auch zur Fixierung des entsprechenden Urheberrechts. Es erfolgt keine Geschäftstätigkeit, wirtschaftliche Interessen werden nicht verfolgt. Personenbezogene Daten werden nicht erhoben.

In diesem Blog sind neue Theorie- Ergebnisse und ihre praktische Anwendung in der Technischen Thermodynamik dargestellt. Es handelt sich immer um Weiterentwicklungen der klassischen Thermodynamik auf der Grundlage von Zustandsgleichungen und der Anwendung von Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene zur Berechnung von Stoffdaten speziell der kritischen Region und auch weit unter der kritischen Temperatur. Die Ergebnisse sind zusammengefasst in der Veröffentlichung

„Der erstaunliche Einfluss kritischer Phänomene auf das Zustandsverhalten reiner Stoffe“, ein Forschungsbericht,2019, ISBN 978-3-00-062342-4.

Die Cover- Rückseite dieser Veröffentlichung teilt mit:

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Damit bestehen nun Möglichkeiten der Berechnung thermophysikalischer Daten der kritischen Region (als Näherung) und auch weit unter der kritischen Temperatur mit Mitteln der physikalischen Theorie kritischer Phänomene.

Wichtige Artikel dieses Blogs zum Verständnis der Theorie- Grundlagen sind:

– „Die nun mögliche Berechnung von pvT- Daten reiner Stoffe in nahkritischen Zuständen“         – 13.1.2019

– „Die Feststellung weiterer und bisher nicht bekannter kritischer Exponenten und ihre Anwendung“        – 1.1.2019

– „Der erstaunliche Einfluss kritischer Exponenten auf das Verhalten von Flüssigkeiten und Gasen und ihren Sättigungsdaten“       – 3.5.2018

– „Die Soave- Redlich- Keong- Zustandsgleichung völlig neu angewendet für reale Gase, für Flüssigkeiten und zur Berechnung der kritischen Temperatur“       -13.10.2017

– „Die allgemeine Dampfdruckgleichung“           -28.7.2016

An Beispielen wird für etliche Stoffe gezeigt, dass der Dampfdruckverlauf als Temperaturfunktion und die Volumen- bzw. Dichtesättigungswerte in Abhängigkeit von der Temperatur berechnet werden können, wenn nur wenige Messwerte bekannt sind (kritische Daten und die des normalen Siedepunkts). Das z. B. gelingt sogar auch für Metalle und ihre hochsiedenden Verbindungen. Speziell für Metalle u. a.  Stoffe wird gezeigt, dass sich die kritische Temperatur, die Dampfdruckfunktion und auch die Sättigungsdaten als Näherungen berechnen lassen, wenn allein nur die pvT- Werte des normalen Siedepunkts bekannt sind.

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Statt einer der üblichen Zustandsgleichungen für reale Gase kann die folgende einfache Gleichung für den funktionalen Zusammenhang von Druck p/ MPa des Gases, seiner Temperatur T / K und dem spezifischen Volumen v /cm^3/mol angewendet werden:

image851 .                                                                    (1)

Dabei ist p.s der Dampfdruck/ MPa und v“ das Sättigungsdampfvolumen / cm^3/mol.  R ist die allgemeine Gaskonstante 8.314 J/mol K.

Die obige Gleichung wurde durch eine Erweiterung der physikalischen Theorie kritischer Phänomene auch auf  Zustände weit unterhalb der kritischen Temperatur als eine einfache Näherung abgeleitet.

Zwischen dem  Volumen v“ des gesättigten Dampfes, der Temperatur T und dem Dampfdruck p.s besteht die folgende Näherungsbeziehung :

image86.                                                                                      (2)

Die Parameter a, b sind dabei die Konstanten der klassischen van der Waals- Gleichung

image92.                                                      (3)

Damit ist es immer möglich,  bei bekanntem Dampfdruck und bekannten kritischen Daten p.k- kritischer Druck/MPa und T.k-kritische Temperatur/ K das Sättigungsdampfvolumen näherungsweise  zu berechnen.

Außerdem ist es so auch immer möglich, bei bekanntem Dampfdruck durch Anwendung von Gleichung (1) Zustandsdaten eines realen Gases zu berechnen!

Die komplette Theorie hierzu- auch ein Zusammenhang mit der Theorie der Flüssigkeiten-  ergibt sich aus einer Ergänzung der klassischen Thermodynamik durch Schlußfolgerungen aus der physikalischen Theorie kritischer Phänomene und mit einem neuen molekular- theoretischen Ansatz zur Festlegung des Eigenvolumens von Molekülen.  Die sich dadurch ergebenden völlig neuen Möglichkeiten der Berechnung

– von p,v,T- Daten realer Gase und Flüssigkeiten ohne Anwendung bisheriger Zustandsgleichungen

-von Sättigungsdaten für Dampf und Flüssigkeit von reinen Stoffen als Temperaturfunktion bis hin zur kritischen   Temperatur

– des Dampfdrucks von reinen Stoffen als Temperaturfunktion (ohne Benutzung der sonst üblichen stoffabhängigen Parameter)

– der Verdampfungsenthalpie reiner Stoffe als Temperaturfunktion bis nahe an die kritische Temperatur

– von Freien Enthalpien reiner Stoffe

– sehr genauer Siedevolumina von Flüssigkeiten in Abhängigkeit von der Temperatur

sind in den einzelnen Artikeln dieses Blogs beschrieben.

Notwendige Erläuterung und Zusammenfassung zum Verständnis der wichtigsten Ergebnisse, die   dargestellt werden:

Die für Stoffeigenschaften maßgeblichen Wechselwirkungen zwischen den Molekülen und Atomen eines Stoffes haben normalerweise eine Reichweite von nur einigen Molekül- bzw. Atomdurchmessern. Im kritischen Zustand und in seiner Nähe entsteht allerdings ein universelles Verhalten physikalischer Größen wegen des Eintretens sogen. „kritischer Fluktuationen“, die sich wie eine beträchtliche Vergrößerung der Teilchenwechselwirkungen auswirken. Dies hat zur Folge, daß Eigenschaften völlig unterschiedlicher Stoffe sich im nahkritischen Zustand nach analog gleichen Gesetzmäßigkeiten verhalten, so als ob individuelle Stoffeigenschaften verschwinden.

Kritische Phänomene  sind z. B. erklärt für

– den Dichtesprung zwischen flüssiger und dampfförmiger Phase

– die Differenz vom Druck zum kritischen Druck bzw. von der Dichte zur kritischen Dichte  auf der kritischen Isotherme

– Kompressibilitäten

– Wärmekapazitäten

– magnetische Zustände ( Suszeptibilitäten) bei verschwindendem Feld.

Die Aussagen der klassischen Theorien entsprechend der van der Waals- Gleichung und der darauf aufbauenden empirischen Gleichungen treffen für nahkritische Zustände realer Gase und Flüssigkeiten nicht mehr zu. Für nahkritische Zustände gelten  Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene!

Zum besseren Verständnis der Situation ist folgendes zu erklären:  Die theoretische Grundlage zur Beschreibung des Verhaltens realer Gase ist bekanntlich mit der van der Waals- Gleichung und mit der der statistischen Thermodynamik entsprechenden Virialgleichung gegeben. Das ist auch der Ausgangspunkt für viele Weiterentwicklungen- aber dann immer auf weitgehend empirischer Basis.

Die van der Waals- Gleichung beschreibt die Zustände realer Gase und sogar auch von Flüssigkeiten qualitativ richtig, quantitativ aber zur Auslegung technischer Abläufe keineswegs ausreichend.  Die Ungenauigkeiten im Zweiphasengebiet und für Daten in der Nähe des kritischen Punktes können groß sein.  Vor allem Flüssigkeitszustände werden gar nicht oder nur ungenau erfaßt. Diese Feststellungen betreffen keineswegs nur die van der Waals- Gleichung, sondern auch die in der Technischen Thermodynamik  entstandenen „halbempirischen Zustandsgleichungen“ von Soave, Redlich, Kwong und Peng, Robinson u.a., die heute weltweit zur Berechnung von Zustandsdaten angewendet werden.

Die heutigen thermischen Zustandsgleichungen als Grundlage der Berechnung von Stoffdaten für Flüssigkeiten und Gase beruhen alle letzlich auf der physikalisch begründeten van der Waals- Gleichung, der Virialgleichung, auf Ansätzen der statistischen Thermodynamik und vor allem immer wieder auf Parameter- Anpassungen empirischer Berechnungsgleichungen an Meßwerte. Der Aufwand ist hoch. Die empirische Vielfalt ist für Praktiker kaum noch überschaubar. Die unter Physikern manchmal ironisch geäußerte Kritik, daß die sogen. „halbempirischen Zustandsgleichungen“ der Technischen Thermodynamik und Verfahrenstechnik ein selbst empirisch erforderliches Niveau ja eigentlich nur zur Hälfte erfüllen, charakterisiert die Situation.

Die Theoretische Physik muß trotz der unbezweifelbaren verfahrenstechnischen Empirie – Erfolge  der letzten Jahrzehnte  Richtschnur im Labyrinth der Möglichkeiten bleiben. Die Suche nach physikalisch begründeten neuen Ansätzen mit geringeren empirischen Anteilen sollte gerade auf dem wichtigen Gebiet der Berechnung von Druck p, Volumen v, Temperatur T- Daten aktuell sein und bleiben.

Die für Praxis- Anwendungen erfolgreichen bisherigen Ansätze der Technischen Thermodynamik und Verfahrenstechnik beruhen letzlich immer auf sogen. “ mean- field“- Theorien.  Das einzelne Teilchen befindet sich dabei in einem mittleren Feld, das von allen anderen Teilchen verursacht wird. Fluktuationen des einzelnen Teilchens werden vernachlässigt.

In der Nähe des kritischen Punktes gilt diese Näherung nicht mehr, da die stattfindenden Fluktuationen nicht mehr vernachlässigt werden werden dürfen. Die Rechnungen mit den klassischen Theorien führen zu falschen Ergebnissen. Erst mit den nun von der Theoretischen Physik formulierten Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene können richtige Ergebnisse gewonnen werden.

Eigentlich sollte es naheliegend sein, die Gesetzmäßigkeiten kritischer Phänomene in die Theorie- Ansätze der Technischen Thermodynamik, Physikalischen Chemie und Verfahrenstechnik einzubeziehen. Leider ist das in Bezug auf das Zustandsverhalten von Flüssigkeiten und realen Gasen nicht geschehen, obwohl das- wie sich zeigen wird- möglich ist.

Zum Verständnis der physikalischen Theorie und als kurze Zusammenfassung ist zu sagen: Die Theorie stellt fest, daß sich physikalische Größen f(x) in der Nähe des kritischen Punktes wie

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verhalten. Dabei ist x eine Variable, die am kritischen Punkt Null ist. Der Exponent λ wird kritischer Exponent genannt. Er ist mit

image198

definiert. Bei Existenz des Grenzwertes λ wird- f(x) verhält sich wie

image1971

gesagt. Die Definition der kritischen Exponenten umfaßt keineswegs nur die Proportionalität

image200,

sondern auch komplexere Zusammenhänge- wie

image2011 ,  (A, B,…….Konstanten, y>0).

Die physikalische Größe f(x) kann der Dichtesprung ρ‘-ρ“ zwischen der flüssigen und dampfförmigen Phase des Stoffes sein, wobei x die Differenz zwischen der jeweiligen Temperatur T und der kritischen Temperatur Tk ist.

Die physikalische Größe f(x) kann auch die Differenz vom Druck p zum kritischen Druck pk auf der kritischen Isotherme sein, wobei x Differenz zwischen der Dichte ρ und der kritischen Dichte ρk auf dieser Isotherme ist.

Für  diese beiden  kritischen Phänomene  werden für nahkritische Zustände im einfachsten Fall die Relationen

image202

vorausgesetzt. Dabei sind const1 und const2 stoffspezifische Konstanten; sgn ist die Vorzeichenfunktion, die je nach Vorzeichen des Arguments +, – 1 ergibt; die Exponenten β und δ sind kritische Exponenten.

Die Theoretische Physik formuliert eine sogen. Universalitätshypothese: „Die kritischen Exponenten sind fast universell, d. h. für alle thermodynamischen Systeme gleich“ (Nolting: Grundkurs theoretische Physik 6, Statistische Physik, Springer Verlag 2004), (R.B. Griffiths: Phys.Rev.Lett.24,1949(1970)). Diese Hypothese wird unterdessen als bewiesen betrachtet ( Renormierungsgruppentheorie von K. Wilson).

Entsprechend der Universalitätshypothese haben also die kritischen Exponenten β und δ der kritischen Phänomene- Dichtesprung  und Druck- bzw. Dichtedifferenz auf der kritischen Isotherme für völlig verschiedene Stoffe die jeweils gleichen Werte. Diese sehr erstaunliche Eigenschaft wird als Folge einer beträchtlichen Vergrößerung der Reichweite von Teilchenwechselwirkungen in der Nähe des kritischen Punktes erklärt.

Der kritische Exponent β wird in der Literatur mit Werten 1/3, 0.34,0.36,0.37 angegeben. Die Variation der Werte ist gering und evtl. mit den Schwierigkeiten der Messung zu erklären.

Der kritische Exponent δ wird mit 4.4 +,- 0.4 angegeben (Nolting, s.o.). Dieser Exponent ist mit einem weitgehend unscharfen Wert von 4.0 bis 4.8 benannt. Die Frage ist, ob für die etwas unterschiedlichen β- Werte und für das große δ- Intervall  die Ungenauigkeit der Messung die Ursache ist oder der jeweilige kritische Exponent doch etwas vom Stoff abhängig ist.  Selbst Nachfragen bei namhaften theoretischen Physikern konnten diese Frage nicht völlig klären. Teilweise wurde der Hinweis auf feste Werte der kritischen Exponenten entsprechend der Universalitätshypothese gegeben, teilweise wurde eine gewisse Variabilität kritischer Exponenten bei molekular komplizierter aufgebauten Substanzen (bei z. B. C- Doppelbindungen, aromatischen Ringen usw.) nicht ausgeschlossen.

Im Ergebnis der für den Dichtesprung  und die kritische Isotherme durchgeführten Untersuchungen ist es möglich, wesentliche Schlußfolgerungen zum Zustandsverhalten realer Gase und von  Flüssigkeiten in der Umgebung des kritischen Punktes und für Zustände weit ab von der kritischen Temperatur abzuleiten. Die Erweiterung des Gültigkeitsbereichs von Theorie- Ansätzen kritischer Phänomene nicht nur für Zustände in unmittelbarer Nähe des kritischen Punktes erfolgt als Hypothese unter Einbeziehung mean field- theoretischer Ansätze, die durch die vorliegenden Ergebnisse mit Untersuchungen an konkreten Stoffdaten als berechtigt dargestellt ist.

Für reale Gase niedriger bis hoher Drücke ergibt sich auf  dieser Basis ein funktionaler Zusammenhang zwischen dem Druck p und dem molaren Volumen v auf einer Isotherme der Temperatur T entsprechend der Gleichung

image203 ,                                                          (I)

wobei ps der Dampfdruck, v“ das molare Sättigungsdampfvolumen und R die allgemeine Gaskonstante ist.

Es zeigt sich weiter. daß es mit den hier auf der Grundlage der Theorie kritischer Phänomene gewonnenen Ergebnissen  möglich ist, eine allgemeine Beziehung abzuleiten, die die Berechnung des molaren Volumens v“ trocken gesättigten Dampfes  bei bekanntem Dampfdruck  als Näherung erlaubt:

image204.                                                                          (II)

Dabei sind a und b die Parameter der klassischen van der Waals- Gleichung realer Gase mit a= 27R²Tk²/64pk und b=RTk/8pk, wobei pk der kritische Druck und Tk die kritische Temperatur ist.

Die sinnvolle Anwendbarkeit dieser Gleichung ist für Zustände näherungsweise von niedrigen bis hohen Temperaturen gegeben, nicht aber für nahkritische Verhältnisse (s. oben).

Oftmals liegen  Dampfdrücke eines Stoffes als Meßwerte für verschiedene Temperaturen vor, so daß die Abhängigkeit des Dampfdruckes von der Temperatur für sehr viele Stoffe bekannt ist oder mit Näherungen bestimmt werden kann.  Für technisch wichtige Stoffe  ist so der Dampfdruckverlauf oft bekannt,so daß das Volumen des trocken gesättigten Dampfes in all diesen Fällen mit (II) als Näherung berechnet werden kann.

In Auswertung der zu kritischen Phänomenen durchgeführten Untersuchungen ergab sich weiterhin die folgende Gleichung:

image205.                                                                    (III)

Dabei ist β ein kritischer Exponent, der hier universell mit β= 1/3 vorausgesetzt ist (s. oben).   Kv ist die sogen. Dichtesprungkonstante.

Die obige Gleichung (III), die dem Dichtesprung zwischen Flüssigkeit und Dampf entspricht, ermöglicht die Berechnung des Sättigungsvolumens v‘ der Flüssigkeit bei gegebener Temperatur, wenn v“ bereits mit (II) berechnet werden konnte. Die auf diese Art und Weise berechneten Flüssigkeitsvolumina bzw. Dichten stimmen für die verschiedensten Stoffe erstaunlich gut mit Meßwerten überein.

Für Daten kurz unter der kritischen Temperatur bestehen wegen der am kritischen Punkt sich beträchtlich vergrößernden molekularen Fluktuationen veränderte Bedingungen, die zu anderen sich aus (III)  ableitbaren Berechnungsgleichungen führen. Damit sind dann sogar die Sättigungsvolumina v‘ und v“ und auch die Dampfdrücke ps für Temperaturen kurz unter der kritischen Temperatur als Näherungen berechenbar, was mit herkömmlichen  thermischen Zustandsgleichungen in Nähe des kritischen Punktes nicht gelingen kann.

Eine in den Variablen p, v, T bestehende thermische Zustandsgleichung werde mit ZG(p,v.T)=0 bezeichnet. Die Zustandsgleichung ZG kann hierbei die van der Waals- Gleichung, die Virialgleichung oder auch eine beliebig  andere die Variablen p,v,T enthaltende sinnvolle Zustandsgleichung sein.

Wenn nun für eine bestimmte Temperatur der Dampfdruck  gegeben ist, muß

image207

gelten. Außerdem muß das Maxwell- Kriterium

image208 (IV)

erfüllt sein.

Es bestehen damit die folgenden zwei Gleichungen als ein Gleichungssystem:

image209.                                                             (V)

Da das Gleichungssystem (V) zwei Gleichungen enthält, können zwei Unbekannte bestimmt werden.  Bei vorgegebener Temperatur, bekanntem Dampfdruck und den mit den Gleichungen (II) und (III) bekannten Volumina v‘ und v“ können das die in der Zustandsgleichung  ZG(p, v, T) =0 enthaltenen unbekannten Parameter der jeweilig vorausgesetzten Zustandsgleichung sein (z.B. der van der Waals-Gleichung, der Redlich- Kwong- Gleichung, der Peng- Robinson- Gleichung  usw. ).

Es zeigt sich, daß man auf diese Art und Weise tatsächlich sinnvolle Ergebnisse erhält. Sowohl für Zustandsgleichungen des van der Waals- Typs als auch für andere können so die Parameter dieser Gleichungen mit (V) berechnet werden.  Auf solch einer Grundlage ist dann die Bestimmung von Realgasfaktoren von Flüssigkeiten bei  vorgegebener Temperatur vom Dampfdruck bis hin zu hohen Drücken von z. B. 100MPa  bei guter Übereinstimmung mit Meßwerten möglich. Die Fehler der Rechnung sind selbst bis zu hohen Drücken gering. Bei Voraussetzung herkömmlicher Zustandsgleichungen sind die Fehler viel größer.

Die Volumina bzw. Dichten realer Gase können für eine bestimmte Temperatur und einen vorgegebenen Druck ohne Benutzung einer der bisher benutzten Zustandsgleichungen mit (I) berechnet werden- die sonst in der Technischen Thermodynamik und Verfahrenstechnik zur Berechnung realer Zustandswerte erforderlichen empirischen Größen- wie z.B.  azentrische Faktoren ω sind sind gar nicht mehr erforderlich.

Beispiele für Ergebnisse der Nachrechnungen  einzelner technisch interessanter Stoffe sind die Artikel : Tritium, Ozon, Uranhexafluorid, Schwefeldioxid, Stickstoffmonooxid, Aceton, Dioxan, Acetonitril, flüssige Erdgas- und Erdölkomponenten.   Für einige  flüssige Metalle, für die  noch keine herkömmlichen Berechnungsmöglichkeiten existieren, werden die kritischen Temperaturen und die Flüssigkeits- und Sattdampfvolumina eingeschätzt. Auch die Möglichkeit der Formulierung sehr genauer Temperaturfunktionen für das Volumen bzw. für die Dichte von Flüssigkeiten in einem  Bereich von der Schmelztemperatur bis nahe unter der kritischen Temperatur wird erläutert.